Der Rübenanbau ist hohe Schule des Ackerbaus und die Fabrik ein Ausdruck der Wirtschaftskraft
Wegen der Bedeutung der Zuckerfabrik für die ganze Region und wegen ihres geplanten Endes mit der Saison 2019 rückt dieses Fabrik mehr in den Blickpunkt.
Wie ein Donnerschlag Ende Januar 2019 wurde die Ankündigung des Zuckerkonzerns Südzucker Mannheim, zu dem die Fabrik seit 1972 gehört, empfunden, als die Pläne zur Schließung des Werkes Warburg durchsickerten. Dahinter stand kein Schnellschuss, wie sich herausstellte, sondern ein Konzept zur Reduzierung des Zuckers in Europa unter neuen Marktbedingungen. Danach sollen zwei Werke in Deutschland (Warburg und Bottewitz), zwei in Frankreich und eines in Polen geschlossen werden. Dieses Konzept wurde schließlich am 25. Februar 2019 so beschlossen.
Es folgte mit dem Kreisverbandstag in Brakel am 31. Januar 2019 über die Versammlung in Hohenwepel am 5. Februar bis zu der Fahrt nach Mannheim am 25. Februar eine Reihe von Aktionen der Bauern, der Verbände und der lokalen Politik, die bewusst machten, was das für die Region Warburg bedeuten würde. Einzigartig ist die Geschlossenheit des Widerstandes der Bauern und ihrer Aktionen wie Treckerkorsos, Mahnwachen und andere Gemeinschaftsaktionen. Die Politik, allen voran der Warburger Bürgermeister Stickeln und seine Amtskollegen, haben eine breite Allianz hergestellt, die in der Busfahrt mit vier Bussen und etwa 150 Menschen nach Mannheim, dem Hauptsitz der Südzucker, gipfelte. Dort trafen sie auf weitere von den Plänen Betroffenen und so demontierten 350 Menschen gegen die Pläne der Südzucker.
Zur Bedeutung der Fabrik für die Region
Die Zuckerfabrik Warburg ist seit 1882 eine gewachsene und über die Jahre etablierte Betriebsstätte für die Verarbeitung der Zuckerrüben der Bördelagen von Warburg, Soest und in Ostwestfalen, sowie von Teilen Süd-Niedersachsens und Nordhessen. Rund 500 bis 600.000 t Rüben werden zu 80-100.000 t Zucker verarbeitet. Diese Mengen wurden mit immer weniger Anbaufläche erreicht, weil durch Züchtung und Anbautechnik die Erträge in den letzten 30 Jahren sich verdoppelt haben. So ist die Schließung von Werken auch ein Teil des Erfolges dieser Fruchtart.
In Warburg geht es um den Wegfall von 60 ganzjährigen Arbeitsplätzen, betroffen sind 600 Betriebe, die Zuckerrüben anbauen, darunter einige, die Biozuckerrüben anbauen. Warburg war bis 2017 das einzige Werk für diese Verabeitungsschiene, die vor dem allgemeinen Betrieb für etwa zwei Wochen lief. Seit 2018 ist Rain am Lech hinzugekommen und dort will die Südzucker die Verarbeitung der Biorüben konzentrieren.
Zur Bedeutung der Kultur Zuckerüben
Die Zuckerrübe ist eine anspruchsvolle Kultur, sie verlangt einen gut durchwurzelbaren tiefgründigen Boden, ein feines Saatbeet und gute Bodenbedingungen für die Ernte. Diese Voraussetzungen sind in der Börde mit den Lössböden mit 75 bis 90 Bodenpunkten optimal gegeben. Durch das Zuckerrüben-Marktsystem mit dem Außenschutz waren auskömmliche Preise jahrzehntelang die Basis für die verbreiteten Betriebe mittlerer Größenordnung. Als Blattfrucht war sie im Wechsel mit zwei folgenden Halmfrüchten (Getreide) das starke Teil der Fruchtfolge. Fällt die Zuckerrübe weg, ist auch die Zahl der anbauwürdigen Früchte geringer und die gewünschte Diversifizierung wäre um ein Glied ärmer.- Im Nachhinein stellt sich heraus, dass andere Fabriken (Lage, Nordstemmen) Verträge anbeiten im alten Umfang. Nur die Transportkosten schlagen höher zu Buche.
Aus der Presse
WB v. 30.12.2019: "Ein Abschied mit Wehmut - Letzte Kampagne der Zuckerfabrik Warburg beeendet". Mit Fotostrecke.
Der Rückblick der BI (Bürgerinitiative Lebenswertes Bördeland und Diemeltal) gibt einen Eindruck von einem Teil der Aktionen gegen die Schließung der Fabrik. |
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