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Aus der Chronik Riesel (CD 2010)

1881 

In diesem Jahr wurde der Bau der Zuckerfabrik beim Brakeler Bahnhof beendet. Hinfort gab dieser Betrieb einer ganzen Anzahl Rieselern im Herbst und Winter (Kampagne) sehr guten Verdienst. Selbst Bauernjungens arbeiteten dort. Auch im Sommer war das Königsfeld bis zur Hede herauf erleuchtet von dem Schein der Gaslaternen und bei östlichem Winde zog der süßliche Sirupgeruch bis nach Riesel hin.

Mehrere Bauern aus Riesel beteiligten sich am Rübenbau, z.B. Müller (Altenkrüger), Rustemeyer (Hamfens), Menne (Wüns), Bobbert (Richts), Schäfers (Polljahns), Menne (Bohnenkämper) usw. Der Betrieb der Zuckerfabrik brachte für die Brakeler Gegend einen unverkennbaren wirtschaftlichen Aufschwung

1923

Die Zuckerfabrik in Brakel stellte infolge wirtschaftlicher Schwierigkeiten ihren Betrieb ein, nachdem sie 40 Jahre bestanden und manchem Rieseler Arbeit und Brot gegeben hatte. Die hohen Gebäude wurden abgebrochen, aber der große Schornstein blieb noch bis 1932 stehen. Dann stürzte auch er zu Boden und nichts erinnert mehr an die Stelle, wo einst reges Leben herrschte.

 

1895

Nach dem Feste Mariä Heimsuchung verließ der Landwirt Josef Müller (Altenkrüger) unser Dorf und zog auf den Westerlindenhof, der zur Stadt Brakel gehört. Damit verließ der größte Grundbesitzer sein Heimatdorf, was im Dorfe allenthalben mit gemischten Gefühlen begleitet wurde.

Das Bankhaus Maier & Oppenheimer zu Hannover hatte den Brüning‘schen Hof auf dem Westerlindenfelde erworben und ihn gegen das Müller‘sche Vermögen in Riesel eingetauscht. Das Müller‘sche Vermögen aber wurde von den Juden, die man ‚Güterschlächter‘ nannte (= Immobilienmakler und Verkauf von Gütern in kleineren Stücken), unter die Rieseler verkauft.

Karl Lippemeier (31) kaufte den Plan am Siekswege (Sunnern), das Land vor dem Walde kaufte Heinrich Lücke (Lückentüns), usw.

 

Aus anderen Quellen:

1900

Gutsbesitzer Josef Müller errichtet das Kreuz Westerlindenfeld an der Weggabewlung Bohlenweg. Das mit Sockel ca. 3,50 große Kreuz mit Corpus trug die Inschrift 1800, was auf eine alten Ort von Bittprozessionen hinweist. Nach einem Unfall mit Pkw wurde es erneuert 2010. 

 

1931 Niekammer

Josef Müller (Westerlindenfeld): 82 ha / 9 Pferde, 16 Kühe, 20 Schweine.

 

1936

Der Hof ist Pionier der technischen Entwicklung. Der erste Schlepper kommt 1936.

 

2013

Bau der Biogasanlage auf Basis Gülle Mastschweine und Feldfrüchte Ackerbau.  

Der Rustenhof (Riesel) 

 

Nach Chronik Riesel (CD 2010, Teil 4, S. 165 f)

Eigentümer war das Stift Heerse, das die Asseburger Lehnsherren damit belehnten. Später kam es in ihren Besitz.

Für die Zeit 1526 bis 1703 sind mehrere Meier, sprich Bewirtschafter, genannt, darunter auch zweimal ein Rustemeyer. Es kann angenommen werden, dass der Familienname von hier stammt.

 

1780

Zum Rustenhof gehören 110 Morgen Land, allerdings nur 18 Morgen davon gut, also fruchtbare Nutzfläche. Dazu 28 Morgen Wiese und über 1 Morgen Gartenland, macht zusammen 35 ha Nutzfläche.

1851

Mit der neuen Gemeindeordnung 1851 kommt der Hof zunächst zur Riesel, 1861 dann zu Istrup. Vorher gehörte er zu Hinnenburg.   

1933

Der Graf Bocholtz-Asseburg verkauft das Gut und Flächen. Der Rustenhof und die umliegenden Waldungen gehen an den Freiherrn von und zur Mühlen in Merlsheim. Damit wechselte das sogenannte Rieseler Holz, welches in der Geschichte des Dorfes Riesel schon seit Jahrhunderten eine große Rolle gespielt hat und ebenso lange im Besitze der Grafen auf der Hinnenburg gewesen ist, seinen Eigentümer.

26 Morgen werden an Rieseler Bauern verkauft: an Weskamp (Lensing), Bobbert (Richts) Lücke (Versenwilms), Auge und Menne (Dickemeier).

 

Zum Rustenhof gibt es einen ausführlichen Eintrag auf der Seite Istrup (hier). Zum Areal heute gehören das eh. Bahnwärterhaus, das eh. Forsthaus und der eh. Witwensitz (Herrenhaus).

Aus der Chronik Riesel

 

1850

11. 12. und 13. Februar Verkauf des Kleinschen Gutes; zuerst vereinzelt, sodann im ganzen gekauft von Moses Sudheim in Brakel zu 8800 Taler. Der Verkauf geschah in der Wohnung des Gastwirtes Koenig hierselbst.

 

1851

Am 26. - 27. und 28. Februar veräußerte der Sudheim aus Brakel in der Wohnung des Gastwirts Sobbe das voriges Jahr angekaufte Kleinsche Gut zu 990 Tlr. Das Haus kam auf 175 Taler 10 Sgr., welches Vorsteher Joh. Müller kaufte und dem Beckermann aus Schmechten übertraute.

Aus den Chronikbeiträgen ergibt sich diese Zusammenstellung hier:

 

Das Wasser- und Mühlenrecht lag bei den jeweiligen Landesherren und diese belehnten damit die Adelshäuser und Landbesitzer. Mühlen besaßen ein Banngebiet, in dem keine weitere Anlage gebaut werden durfte.

 

 Zur Vorgeschichte

In Riesel ist in einer Urkunde 1303 von einer Mühlenstätte die Rede. Der Chronist vermutet, dass es sich um eine Windmühle gehandelt haben muss, von der der Bereich Mühlenberg seinen Namen bekam. Die ersten Windmühlen wurden um diese Zeit in Europa gebaut. Weitere Hinweise finden allerdings nirgendwo.

Die ältesten Wassermühlen entstanden um 1250 und waren im Besitz der Asseburger Herren. Auch am Escherbach nördlich von Istrup soll eine erst Mühle bestanden haben denn auch dort heißt ein Teil der Emde Mühlenberg. Anmerkung d. Verf.: Mühlenberge gibt es häufig in der Region, ohne dass eine direkter Bezug zu einer Mühle vorhanden ist. 

Jedenfalls mussten die Rieseler lange mit dem Korn nach Brakel, Istrup oder Rheder ziehen.

 

1856

Erst 1855 wurde ein Mühlengraben angelegt, ab 1856 die Mühle. Der erste Mühlenpächter war Friedrich Grote aus Istrup. Von der Gemeinde bekam er dazu auf dem Gebiet Anger Land von 150 m Länge und knapp 4 Meter für den Graben und ein Wehr. Das Wehr war ein Schwachpunkt bei Hochwasser und musste immer wieder hergerichtet werden.   

Auf Grote folgte Ludovici. Der jüdische Kaufmann Sudheim aus Brakel ist mehrfach am Kauf und Verkauf beteiligt, auch beim Übergang zu Johann Ernst aus Nieheim und danach zu Jakob Aselmeier aus dem Raum Hildesheim.

 

1861

Über die Frau Johanna geb. Bartels kam die Mühle durch eine zweite Heirat an August Leifeld aus Husen. Seitdem bleibt die Mühle im Besitz der Familie Leifeld.   

Von Müller Leifeld wurde der Mahlvorgang nach oben verlegt unter das Dach, wie es allgemein üblich war. Auch ein richtiges Betonfundamen wurde gebaut. Gegen 1890 kam ein Dreschkasten dazu, mit dem das Getreide maschient (gedroschen) wurde. Das Stroh verteilte sich am Dreifeld-Weg entlang.

 

1886

Müllermeister August Leifeld aus Holtheim (Kreis Büren) heiratet die verwitwete Mühlenbesitzerin Johanna Aselmeier und macht die Mühle wieder zu einem leistungsfähigen Betrieb. Paternosterwerke, Elevatoren und vieles andere werden von ihm eingeführt und eingebaut. Für die „geringen“ Leute schafft er sogar einen Dreschkasten an, damit sie nun auch ihr „Treckelse“ ausmaschinen können.

 

1921

In der unruhigen und unsicheren Zeit gab es einen nächtlichen Raubüberfall auf die relativ einsam gelegene Mühle. Die Täter wurden ermittelt und zu hohen Freiheitsstrafen verurteilt.

 

1927

Müller Leifeld wird Opfer eines schlimmen Arbeitsunfalls. Aber sein Handwerk konnte er weiter ausüben. 

 

1949

Anstelle des alten Schaufelrades . . . wurde eine moderne Wasserturbine eingebaut. Hierdurch wird der geringe Wasserstand, der gerade in den trockenen Sommermonaten oft vorherrscht, besser ausgenutzt. Aus vorerwähntem Grunde musste auch das Mühlenwehr auf dem Anger, das aus einem Reisiggeflecht bestand, durch eine Betonwand ersetzt werden, um ein unnötiges Durchsickern des Wassers zu verhüten.

 

1969

Ende der Mühle Riesel: Nach 113 Jahren “aktiver“ Dienstzeit steht das Rad der Rieseler Mühle still. Der Wandel der Gesellschaft und der Konkurrenzdruck der Großbetriebe machen den Mühlenbetrieb unrentabel und veranlassen Müllermeister Josef Leifeld zur Aufgabe seines Betriebes. Der hohe weiße Giebel der Mühle leuchtet jedoch wie seit alten Zeiten ins Aa-Tal hinein.

Liste Erbhöfe Riesel vom 15. März 1934

Das Reichserbhofgesetz vom Sept. 1933 war Teil der Blut- und Bodenideologie der Nationalsozialisten. Es sollte die Höfe vor Zersplitterung und Überschuldung bewahren. Die Erbhöfe hatten Flächen im Umfang von 7,5 ha (Ackernahrung) bis 125 ha. Der Erbhofbauer musste bauernfähig, ehrbar und arisch sein. In Riesel sind 20 Höfe verzeichnet mit Flächen zwischen 15 und 50 ha, im Mittel 22 ha. - Hier in der Maßeinheit  "Morgen".

 

Stork, Konrad (Josef)

Nr. 1

55,8

Lippemeyer, Johannes (NN)

Nr. 2

108,5

Rustemeyer, Anton (Hamfens)

Nr. 3

203,8

Bobbert, Wilhelm (Joffens)

Nr. 8

190,9

Lücke, Heinrich (Lückentüns)

Nr. 10

91,0

Gehle, Anton (Bertels)

Nr. 20a

77,0

Tegetmeier, Josef (Biggen)

Nr. 14

61,8

Menne, Hermann (Wüns)

Nr. 40

157,2

Bobbert, Johannes (Richts)

Nr. 27

108,2

Schäfers, Werner (Hökers)

Nr. 30

45,9

Menne, Johannes (Dickemeiers)

Nr. 31

71,9

Lücke, Josef (Öllückens)

Nr. 26

105,0

Höschen, Hermann (Wakops)

Nr. 33

98,1

Weskamp, Josef (Lensings)

Nr. 36

71,9

Schäfers, Johannes (Polljahns)

Nr. 40

66,2

Bobbert, Ferdinand (Puhlmeiers)

Nr. 41

66,1

Menne, Felix (Lücken)

Nr. 21

83,1

Lücke, Josef (Versenwilms)

Nr. 13

54,1

Menne, Ferdinand (Fernands)

Nr. 70

64,1

Menne, Fritz (NN)

Nr. 51

103,9

 

Zitat aus Chronik (CD 2010):
1933

"Dieses Gesetz berührte die Interessen der Rieseler Bauern aufs tiefste und wurde aufs eifrigste diskutiert. Im Großen und Ganzen fand es Ablehnung."
Kommentar d. Verf.: Tatsächlich gab es in Riesel häufig große und kleine Veränderungen bein den Höfen. Diese wurden im Wesentlichen in Eigenregie durchgeführt, was eine gute Abstimmung voraussetzt. 

 

 

Eine Diplomarbeit*) zur Struktur von 1990

Zur Zukunft von Dorf und Landwirtschaft in Schmechten gibt es eine Diplomarbeit von 1988/89, ein Strukturgutachten im Rahmen einer Diplomarbeit* der Universität/FHS Agrarwirtschaft Soest. Inge Rosenbusch und Christiane Wolff habe sie geschrieben. Sie kommen zu dem überraschenden Ergebnis: Es gibt nur Bewegung bei der Entwicklung der Betriebe im sich wandelnden Umfeld. Es gibt kaum Spezialisierung und Investitionen. Die Betriebsleiter sind mit ihrer Situation ganz zufrieden. Deshalb sagen sie den landwirtschaftlichen Betrieben in Schmechten einen schwierigen Weg voraus. Und sie sollten Recht bekommen: Von den zufriedenen Betrieben um 1980 haben nicht viele den Sprung in die Zeit nach 2000 geschafft.

*Lit.: „Die sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten eines Dorfes am Beispiel Brakel- Schmechten“

Neben den eigentlichen landwirtschaftlichen Betrieben gibt es in Istrup weitere, die mit der Landwirtschaft verbunden waren: 

  • der Forst Löwenberg (hier)

  • der Rustenhof (hier)

 

Deutsches Traktoren- und Modellauto-Museum Paderborn

 

Das Museum wurde 1999 eröffnet vom Spediteur Oskar Vogel, dessen Lkw-Flotte mit der roten Plane und dem grünen Schriftzug vielen bekannt ist. Es zeigt ca. 100 Original-Traktoren der Zeit um 1900 bis 1970. Es finden sich außerdem ca. 1.000 Modellautos aller Art in bestens geeigneten Glasregalen und die Modellsammlung von Alois Vandieken aus Schweckhausen (Leihgabe). Alle Modelle sind voll funktionsfähig und werden durch kleine E-Motoren angetrieben.

 

Zunächst wird die Entwicklung der Landwirtschaftlichen Zug- und Arbeitsmaschine gezeigt. Vom Göpel-Antrieb über das Dampfmobil (Lokomobil oder Dampf-Schlepper) um 1870 (Modelle)  bis zu den ersten schlepperartigen Maschinen. In Deutschland wurden die Motoren erfunden

  • 1876 Verbrennungsmotor von August Otto
  • 1885 Automobil von Carl-Benz
  • 1892 Schweröl-Motor Selbstzünder durch Rudolf Diesel

 

Die Anwendung blieb hinter der Entwicklung in Amerika zurück. 1916/17 wurde der erste Fordson-Schlepper in den USA gebaut, der Prototyp des modernen Schleppers.

Aber ab ca. 1920 nahm die Entwicklung auch hier seinen Lauf, aber nur zögernd

  • 1921 erster Lanz-Bulldog
  • 1925 Schlepperbau am Fließband bei der Heinrich Lanz Ag, Mannheim
  • 1928 erste Straßenschlepper mit Vollgummi-Reifen (Hanomag)
  • 1936-1951 Elfer Deutz (Vorkriegs- und Nachkriegsmodell-Reihe)

Wichtige Zusatzelemente wie Zapfwelle, Hydraulik, Dreipunkt, Allrad, Automatikgetriebe etc. werden Standard und damit der Schlepper zur universalen Arbeitsmaschine der Landwirtschaft.

 

Die Zeit des Nationalsozialismus brachte Verzögerung (menschliche Arbeitskraft), Sonderprogramme (Porsche-Volksschlepper) und Umwege wie Antrieb durch Holzvergaser (ab 1939 bzw. 1942) hervor.

 

Ab 1950 begann die rasante Verbreitung des Schleppers in der deutschen Landwirtschaft. Die Vollmechanisierung war 1960 erreicht und es wurden unglaubliche Verkaufszahlen erreicht. Der Trend hielt an bis ca. 1980, als größere Allradschlepper auf dem Markt kamen.

 

Das Museum thematisiert auch Inhalte wie Handwerk, Berufe, die DLG usw. in Verbindung mit der Landtechnik. Wer sich zeoit nimmt, wird viel entdecken. Sehr empfehlenswert ist auch die Broschüre des Hauses (mit Texten und Bildern von Dörte Becker) für 12 Euro (2024)

Ein Lob des Bauernstandes darf nicht fehelne und das dies gelingt mit der illustrierten Sage vom Riesenspielzeug, erzählt von Adalbert von Chamisso: Die Tochter der Herren von „Niedeck“, eines Riesengeschlechts im Elsass. Sie findet bei einem Ausflug in den Schwarzwald Bauern, die das Feld bestellen. Sie freut sich über die Wesen und  nimmt sie mitsamt Wagen, Pflug und Zugtier auf die Burg mit. Dort wird die Szne vor dem vom Vater aufgebaut und er reagiert so:Er erklärt, dass auch die Riesen auf die Arbeit der Bauern angewiesen sind, und dass sie deshalb die vermeintlichen Spielfiguren wieder zurückbringen müsse.

Sollst gleich und ohne Murren erfüllen mein Gebot; / Denn, wäre nicht der Bauer, so hättest du kein Brod;
Es sprießt der Stamm der Riesen aus Bauernmark hervor, /Der Bauer ist kein Spielzeug, da sei uns Gott davor!

 

Vgl. Webseitehttps://www.deutsches-traktorenmuseum.de

 

  

       

Das Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben 12/2024, S. 42 berichtet von einem exotischen Fall von Tierhaltung"

"Maskierte Nachbarn - Mitten in Beverungen-Haarbrück hält eine Frau zahlreichen Waschbären in dem alten Wohn- und Geschäftshaus (alte Schmiede). Darüber kam es zum Rechtsstreit mit dem Kreis Höxter. Doch wie lebt es sich neben dem Domizil?"

 

Der Artikel von Patrick Otte (pat) beschreibt diesen exotischen Fall von Tierhaltung: 26 Waschbären leben auf dem Gehege und im Haus einer Frau, die sich als Waschbär-Retterin versteht. Die nachtaktiven und intelligenten Tiere werden bis 70 cm groß, haben eine ausfällige Gesichtsmaske, die erschrecken kann, und werden 20 Jahre alt. Der geplanten Erweiterung der Anlage versagt der Kreis Höxter sine Zustimmung als unzulässige Kleintierhaltung im Wohngebiet. Das Verwaltungsgericht Minden bestätigt diese Auffassung. Berufung ist möglich.

Die Nachbar-Familie der Tierhalterin berichtet von nächtlichen Geräuschen, schreckhaften Begegnungen und von Geruchsbelästigung. Eine Auswilderung der Tiere sei keine Option, denn die Waschbären gelten als invasive Art und werden bejagt, die Weibchen mit Schonzeit.  

 

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 Das Forsthaus Spitze oder Forsthaus Derenborn bei Bosseborn

 

 Das staatliche Forsthaus Derenborn oder Forsthaus Spitze oder Spitzerhof gehörte zum Waldbezirk Brakel und liegt hinter dem Stadtwald Modexen, ganz am östlichen Rand. 170 ha Waldfläche war der Bezirk groß und bot eine staatliche Försterstelle. Der Förster lebte mit seiner Familie in der Waldeinsamkeit auf einem kleinen Hof, ca. 2 km von Bosseborn entfernt. Die Ortsbezeichnung "Derenborn"weist auf einen Brunnenteich hin für Wildtiere. 

 

Hofanlage und Ausstattung

Zur Hofanlage gehörten das stattliche Fachwerkhauses mit Gebäuden und eine Selbstversorger-Landwirtschaft. Der Umfang der Landwirtschaft betrug  
15 Morgen Acker + 15+2  Morgen Wiese + mehrere Obstbäume (30 Bäume im Ertrag)
- 2 Melkkühen und Kleinvieh (einige Schweine, 1 Schaf, ca. 10 Hühner und 2-5 Gänse, Enten)
- 1 Pferd (bez. ein kleiner Schlepper nach 19509.

Es exitiert eine "Hofkarte des Nährstandes" mit Eintragungen der Jahre 1945-49. Im Rahmen der Lebensmitteküberwachung wurden auch kleine Betriebe erfasst. Darin wurden die Arbeitskräfte erfasst und die Beköstigten. An Maschinen gab es Geräte für die Grasernte sowie eine Mistplatte (25 qm und eine Jauchegrube (5 cbm). Als Marktleistung wruden erfasst Getreide (6-9 dt), Kartoffeln (4-12 dt) und ca. 5 Stück Vieh.   

Neben dem eigenen Brunnen (3 m tief) gab es keine weitere Versorgung mit elektrischem Strom. Licht gab es nur mit Petroleum oder Gaslampe. Im Sommer wurde oft das Wasser knapp und musste durch Wasserholen in Bosseborn ergänzt werden.

 

Das Forsthaus

1795 wurde das großes „Forstdienstgehöft“ erbaut mit Backhaus und Wirtschaftsgebäuden. Um 1960 gab es ein Forstreform und das staatliche Forstamt Neuenheerse richtete neue Bezirke ein mit mind. 1.000 ha.  

1963 wurde das Forsthaus ganz aufgegeben, abgerissen und mit Fichten aufgeforstet. Die große Linde vorm Haus wurde gefällt, aber der Wurzelstock hat überlebt und bildete neue Triebe. Im Rahmen von Übungen der Pioniere aus Höxter wurde 1963 das Gelände aufgeräumt und der See zugeschüttet. Dieser wurde später wieder etwas verkleinert wieder herstestellt.  

 

Die Personen

Das stattliche Wohnhaus bot Raum für die Försterfamilie Götz mit Eltern und 8 Kindern. Der letzte Förster war Peter Götz von 1930-62. Dessen Vater war Königlicher Hegemeister.

 

Schwierige Ortslage

Die entfernte Ortslage brachte einige verwaltungstechnische Hürden mit sich. Die Kinder gingen in Bosseborn zur Schule. Kirchenrechtlich bestand die Pflicht für die ganze Familie, einmal jährlich zur Beichte und Kommunion in die Pfarrkirche St. Michael zu kommen. Auch die Toten wurden in Brakel bestattet.

Im Jahr 2022 erfolgt die Neubelebung des Ortes durch Wanderfreunde des EGV und Mitglieder der Familie Götz mit dem Bau einer Schutzhütte.

 

Quellen, Literatur

  • Viele Informationen durch freundliche Auskunft von Peter Götz (jun.), Brakel 2020
  • Der Spitzerhof ist 1295 ersterwähnt (später zum Kloster Brenkhausen). 1779 ist ein Wendt Konduktor (Betriebsleiter).
    Heimat- und Verkehrsverein Höxter, Monatsheft 4/1979, s. 5-7
  • Brüning, Hans-Joachim: Anmerkung zu Derenborn (Spitzer Glashütte). In: Gesammelte Beiträge zur Geschichte des Dorfes Bosseborn, hrsg. vom Heimatschützenverein Bosseborn. Holzminden 1986, s. 79-81
  • Bau Schüthütte 2022: Westfalen-Blatt vom 19.10.2022

Der Hof Feldtokansen im Modexer Wald geht auf einen alten Wüstungsort zurück. In mitten der Waldinsel liegt eine Quelle zur Wasserversorgung. Das städtische Meiergut Feldtokansen gehörte zum Ort Caddenhusen. Eine Glashütte hat hier eine Zeitlang bestanden. 

 

Der Hof liegt an der Grenze zum Stadtbezirk Höxter (hier Bosseborn), ca. 10 km von der Stadt entfernt. Von der kleien Ansiedlung blieb nur die Hofstelle, die von der Stadt seit 1838 an die Familie Potthast (aus Altenbergen) verpachtet wurde. Nach 6 Generationen ist die Zeit der Bewirtschaftung zu Ende gegangen. Der letzte Potthast jun. versuchte erst noch, dem Betrieb im Nebenerwerb zu führen, aber Lage und Substanz der Gebäude ließ keine Fortführung zu. 1992 wurden die beiden Gebäude abgerochen und die Flächen aufgeforstet.  Folgende Gebäude waren vorhanden: Ein Fachwerkhaus (südlich der Straße) und ein massives Haus auf der anderen Seite. Dies diente als Wohnhaus, das Fachwerkhaus wurde Wirtschaftsgebäude für Stall und Scheune. Außerdem ga es noch einen Schuppen in der Fläche.  

 

Eine Waldinsel mit Wiesen und etwas Ackerland

Die Waldinsel war 15 ha groß, davon waren 5 ha als Acker nutzbar. Der Rest waren Weiden und Wiesen, deren Nutzung durch die Waldgrenze mit hohen Bäumen beeinträchtigt war. Auf 300 m gelegen und mit flachgründigem Boden im Untergrund, waren die Fruchtbarkeit und Leistungsfähigkeit begrenzt. Der Hof wurde zuletzt von Hermann Potthast bis 1982 im Haupterwerb geführt, mit bis zu 10 Milchkühen und Nachzucht. Es gab keinen Stromanschluss für eine Melkmaschine und so erfolgte das Melken per Hand. Die Milchkanne wurde zur Straßenkreuzung nach Bosseborn gebracht und von dort mit dem Milchauto nach Höxter mitgenommen. Vom Hof wurden auch Holzfuhrarbeiten gemacht und so maches bei Schnee vom Weg abgekommen Fahrzeug wieder auf die Straße gebracht.   

 

Hinweis
Vermutlich war der Standort des Hofes (Fachwerkhaus) eine alten Zollstelle, und zwar zwischen dem Fürstbistum Paderborn und der Reichsabtei Corvey. Denn die Verbindung (und alter Hellweg) von Brakel nach Höxter lief über diesen alten Wegeverlauf.   

Beller Betriebsstruktur

Kleiner Ort ganz groß: 120 Einwohner, fünf Betriebe und zwei Biogasanlagen

Betriebe 1931 und Aussiedlung

Zum ehemaligen Lehensgut kommen noch zwei große Betriebe in dem kleinen Ort. Von den drei Niekammer-Betrieben existiert nur noch einer. Zwei sind gewichen und haben die Ansiedlung eines neuen Betriebes von außerhalb möglich gemacht.

Tabelle: Anzahl Niekammer-Betriebe über 20 ha und Aussiedlung

Gesamt

(<20)

20-30

30-50

50-100

>100

Niekammer 1931

4

(1)*

0

2

2

0

Aussiedlung vor 1950

2

Aussiedl. nach 1950

2

*Mühle und Brotfabrik Runge / Gemeinde Beller (68 ha) hier nicht aufgeführt

Betriebe weitere

Hier finden sich Angaben zu dem traditionsreichen Gut Beller (zuletzt im Besitz der Patres des Missionshauses Bad Driburg). Auch die Mühle hat eine interessante Geschichte.

Betriebe heute

Von 7 Betrieben um das Jahr 2000 sind noch 5 vorhanden. Darin enthalten ist die Ansiedlung eines industrieverdrängten Landwirtes aus dem westlichen Münsterland. Zwei Biogasanlagen zeugen von dem erweiterten Aufgabenspektrum und dem Leistungswillen der beiden Betriebe. In Beller ist die Landwirtschaft präsent.

Tabelle: Betriebsstruktur, Vergleich 2000 / 2015

2000

2015

Haupterwerb

4

3

Nebenerwerb

3

2

Gesamt

7

5

Sonstiges

Eine besondere Episode war die Entdeckung des ersten BSE-Falles in Deutschland in einem Betrieb in Beller. Die Kuh Cindy, deren Herkunft vermutlich England war, trug das gefährliche Seuchenvirus. Der Medienrummel war enorm. 1992 landete sogar ein Hubschrauber im Ort, um den Landwirt zur Talkrunde nach Köln zu fliegen.

Das Nutzvieh musste immer wieder den Erfordernissen angepasst werden. Auch an die Haltungsbedingungen und das 
Futterangebot.. Der Zuchtfortschritt ging langsam und er ging über gute Elterntiere. Deshalb waren Viehmärkte und besser noch Tierschauen ein Instrument, den vorhandnen Stand in Augenschein zu nehmen und bessere Elterntiere zzu finden.

Es gehörte zu den Aufgaben der landwirtschaftlichen Vereine, solche Schauen zu organisieren. 

 

Hier weitere Meldungen und Informationen: 

 

Vermischte Nachrichten (1818)

Es wird mitgeteilt, dass der hiesige Kram- und Viehmarkt (in Nieheim) nicht am 16. Oct., sondern am 18. Oct. 1818 stattfindet. Grund der Verlegung ist ein jüdischer Feiertag. - Das ist einerseits anerkennenswerte Rücksichtnahme im Zusammenleben, andererseits waren namentlich Viehmärkte ohne jüdische Händler nicht vorstellbar.

Ein Zufallsfund (Paderbornsches Intelligenzblatt, Jg. 1818, Nr. 74, 16.09.1818, S. 752)*
*Danke für den Hinweis an Ulrich Ernst, Potsdam (im Dez. 2023).   

 

Bekanntmachung (1847) 

Der landwirtschaftliche Verein des Kreises Höxter hat zur Förderung der Viehzucht beschlossen, auch in diesem Jahre und zwar auf dem am 1. October d.J. zu Brakel stattfindenden Viehmarkte eine Thierschau abzuhalten. (…)
Holzhausen, den 4. September 1847
Der Vereins-Director Freiherr von der Borch. In:  Paderbornsches Intelligenzblatt, Jg. 1847, S.706 f.

Holztransport früher

Heute transportieren die großen Langholz-Lkw mit Kran das Holz über die Straßen und im Wald sind Rückewagen mit Kran im Einsatz. Way für ein Vergleich zu früher!

Da mussten Stämme mühsam mit Ketten gebunden, durch Pferde zusammengeschleift werden, umständlich auf einfache Ackerwagen verladen werden. Die Holzausfuhr aus dem Wald ging wohl über das alte Wegenetz einigermaßen, aber teilweise mussten erst noch Schneisen geschlagen werden.

Für Brakel mit dem großen Stadt- und Privatwald war diese Arbeit besonders bedeutsam, weil vor Ort auch eine chemische Fabrik, eine Essigfabrik und einige Destillen waren, die wie die Haushalte Brenn- und Bauholz benötigten. Später kam Sperrholz Becker (1930 ca.) dazu, aber da waren wohl schon erste Lkw‘s im Einsatz. Von den vielen Ackerbürgern in der Stadt, übernahmen nicht wenige auch solche Holzarbeiten im Winter oder übers ganze Jahr. Die Arbeit war gefährlich und mehre Männer und einige Pferde wurden benötigt, um das Holz aus dem Wald zu bringen.

 

Stichworte: Holzfuhrwerk, Holzabfahren, Holzfahren

Der Erste Weltkrieg stürzt die deutsche Landwirtschaft bald in die Krise und wird so zum Trauma für Jahre später. Mit Zwangswirtschaft und Verwaltung versuchte man Herr der Lage zu werden.

Mit der Wirtschaftsblockade zu Kriegsbeginn fallen die Importe von Düngern wie Chilesalpeter (NP-Dünger), Guano (Vogelkot) und Rohphosphat weg. Das führte zum drastischen Einbruch der Erträge. Hinzu kam, dass im Jahr 1915 Millionen Stück Schweine geschlachtet wurden und danach zur Unterversorgung an Fleisch führte. Es wurden Arbeitspferde remontiert für das Militär und russische Saisonarbeiter (damals auf Gütern verbreitet) wurden 1914 kurzerhand einbehalten.

 

Den Frauen kam die wichtige Rolle der Arbeit im Stall und Feld neben den Aufgaben im Haushalt und Familie zu. 40 -50% der Bauern und Landarbeiter waren im Krieg. Ab 1916/17 ist bitterer Hunger verbreitet.

Der berüchtigte Steckrübenwinter bildet den Anfang. Denn auch die Kartoffelernte war wegen der Krankheit Kartoffelfäule eingebrochen, eine strenge Kälte kam hinzu. Die Steckrübe ist eigentlich ein Schweinfutter. Der dicke Wurzelkörper besteht hauptsächlich aus Wasser und roch nach faulen Eiern.

Auch die Ausgabe von Kriegsanleihen stürzt manchen Bauern ins Verderben. Ab 18916 wurden staatliche Schuldschein ausgeben gegen Geld und Gold. Nach dem Krieg und durch die Inflation waren sie mehr wert als bunt bedrucktes Papier.

 

In der Stadtchronik von Brakel ist von diesen Dingen keine Rede, nur dass 1918 wegen einer Grippewelle der Unterricht für zwei Wochen ausgefallen war.

 

Literatur
Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben
Nr. 12/2019: Dem Feinde entgegen .. Früh waren die Schwachstellen zu erkennen und im Wochenblatt zu lesen – wenn auch nur zwischen den Zeilen, verborgen hinter der Kriegsbegeisterung.
Nr. 13/2029: Zum Hunger verdammt – Kriegskontrollen, Kohlrüben und ‚Landfrauen auf dem Posten‘. Der Kampf an der Heimatfront.