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 Das Forsthaus Spitze oder Forsthaus Derenborn um Modexer Wald

Das staatliche Forsthaus Derenborn oder Forsthaus Spitze oder Spitzerhof oder Spitzenförsterei gehörte zum Waldbezirk von  Brakel und liegt hinter dem Stadtwald Modexen, ganz am östlichen Rand auf der Hochfläche bei Bosseborn. 170 ha Waldfläche war der Bezirk groß und bot eine staatliche Försterstelle. Der Förster lebte mit seiner Familie in der Waldeinsamkeit auf einem kleinen Hof, ca. 1,5 km vom Ort Bosseborn entfernt. Nach Brakel sind es 7 km. Die Ortsbezeichnung "Derenborn" weist auf einen natürlichen Teich hin für Wildtiere, der für das Haus als Brunnen eingerichtet wurde.  

 

Die Ökonomie Meierhof des Klosters Brenkhausen

Das Kloster Brenkhausen hatte Anteile des Modexer Waldes in Besitz: Die kleinen Dörfer Wimelsen, Caddenhusen, Der(en)born und Dudekissen. Die Wüstungen wurden Brakel 1658 übereignet, was die Stadt Höxter gegen Brenkhausen auf den Plan brachte. 1563 kam es zu einer Einigung, die Güter gingen zur ewigen Erbpacht an die Stadt Brakel. Vgl. Ewald 1925, S. 120. 

Der Spitzerhof ist 1295 ersterwähnt und gehörte zunächst zum Kloster Brenkhausen. Das Kloster baute einen ansehnlichen Meierhof dort mit Wohnhaus, einen Scheune, wei Stallgebäuden mit Platz für 16-18 Kühe, 6-8 Pferde sowie Schweine. Die Brennerei wurde später als Schafstall genutzt. Ein Brand von 1814 verwüstete die Hofstelle weitgehend. Nur der Schafstall blieb bestehen und wurde zum Forsthaus. Das Areal wurde weitgehend aufgeforstet. 

 

Hofanlage und Ausstattung

Zur Hofanlage gehörten das stattliche Fachwerkhaus mit Gebäuden und eine Selbstversorger-Landwirtschaft. Der Umfang der Landwirtschaft betrug  
15 Morgen Acker + 15+2  Morgen Wiese + mehrere Obstbäume (30 Bäume im Ertrag)
- 2 Melkkühen und Kleinvieh (einige Schweine, 1 Schaf, ca. 10 Hühner und 2-5 Gänse, Enten)
- 1 Pferd (bez. ein kleiner Schlepper nach 1950.

Es existiert eine "Hofkarte des Nährstandes" mit Eintragungen der Jahre 1945-49. Im Rahmen der Lebensmittelüberwachung wurden auch kleine Betriebe erfasst. Darin wurden die Arbeitskräfte aufgeführt und die Beköstigten. An Maschinen gab es Geräte für die Grasernte sowie eine Mistplatte von 25 qm und eine Jauchegrube (5 cbm). Als Marktleistung wurden genannt Getreide (6-9 dt), Kartoffeln (4-12 dt) und ca. 5 Stück Vieh.   

Neben dem eigenen Brunnen (3 m tief) gab es keine weitere Versorgung mit elektrischem Strom. Licht gab es nur mit Petroleum oder Gaslampe. Im Sommer wurde oft das Wasser knapp und musste durch Wasserholen in Bosseborn ergänzt werden.

 

Das Forsthaus

Um 1800 wurde das großes „Forstdienstgehöft“ erbaut mit Backhaus und Wirtschaftsgebäuden. Ab 1815 bestand das Forsthaus und wurde Teil der Oberförsterei Höxter. 1837-1851 bestand am Teich eine Blutegel-Zucht eingerichtet. Apotheken hatten einen Bedarf an diesen Tieren. Eine weitere Nutzung erfolgte 1930, als das Forsthaus in der 
Dortmunder Zeitung als Sommerfrische angeboten wird, mit Bahnanschluss in Ottbergen.  
Um 1960 gab es ein Forstreform und das staatliche Forstamt Neuenheerse richtete neue Bezirke ein mit jetzt über 1.000 ha. 1962 endete die Dienstzeit des letzten Försters Peter Götz.   

1963 wurde das Forsthaus ganz aufgegeben, abgerissen und mit Fichten aufgeforstet. Die große Linde vorm Haus wurde gefällt, aber der Wurzelstock hat überlebt und bildete neue Triebe. Im Rahmen von Übungen der
Bundeswehr-Pioniere aus Höxter wurde 1963 das Gelände aufgeräumt und der Teich zugeschüttet. Der Teich wurde später wieder etwas verkleinert und wieder hergestellt.  

 

Die Personen

Paul Martin Götz (1851-1911) ist der erste Förster (1897), sein Sohn Peter bekommt den Titel "Königlicher Hegemeister". Nach einer Übergangszeit um 1920 mit kriegsversehrten Förstern übernimmt der Forstaufseher Peter Götz, geboren 1897, das Anwesen. Das stattliche Wohnhaus bot Raum für die große Försterfamilie mit Eltern und acht Kindern. Die Kinder hatte den täglichen den langen Fußweg zur Schule in Bossenborn. Auch die weiteren Lebensverhältnisse blieben einfach: Der Förster hatte nur in den letzten Jahren eine kleinen Schlepper und gepflügt wurde mit Pferden und Kühen. 

Mehrere Nachkommen leben in Brakel und halten die Erinnerung wach. Am Projekt "Bürgerwald Brakel 2020" beteiligt sich die Familie. 

 

 (2025-03)

Die besondere Ortslage

Die entfernte Ortslage brachte einige verwaltungstechnische Hürden mit sich. Die Kinder gingen in Bosseborn zur Schule. Aber kirchenrechtlich war Brakel zuständig, und es bestand die Pflicht für die ganze Familie, einmal jährlich zur Beichte und Kommunion in die Pfarrkirche St. Michael zu gehen. Auch die Toten wurden in Brakel bestattet.

Im Jahr 2022 erfolgt die Neubelebung des Ortes durch Wanderfreunde des EGV und Mitglieder der Familie Götz mit dem Bau einer Schutzhütte.

 

Quellen, Literatur

  • Viele Informationen durch freundliche Auskunft von Peter Götz (jun.), Brakel 2020
  • Der Spitzerhof ist 1295 ersterwähnt und gehörte zum Kloster Brenkhausen. Das Koster baute einen ersten Meierhof dort. 1779 ist ein Wendt Konduktor (Betriebsleiter).
    Heimat- und Verkehrsverein Höxter, Monatsheft 4/1979, s. 5-7
  • Brüning, Hans-Joachim: Anmerkung zu Derenborn (Spitzer Glashütte). In: Gesammelte Beiträge zur Geschichte des Dorfes Bosseborn, hrsg. vom Heimatschützenverein Bosseborn. Holzminden 1986, s. 79-81
  • 2022 Bau Schutzhütte "Zum Spitzenförster" in der Nähe des alten Hofes: Westfalen-Blatt vom 19.10.2022. Ein alter Bruchstein ander Hofstelle trägt die Inschrift "Spitzenförsterei Götz". 
  • Ostländer, Peter und Hanewinkel, Joachim (2025): Die Spitzenförsterei - Die Geschichte des Fortshauses Derenborn. In: die Warte Nr. 205, S. 14-16.