Hinnenburg w

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Das Gut Schäferhof war Zentrum der ehemaligen Gemeinde Hinnenburg, deren Fläche (1927) immerhin 1742 ha umfasste, davon 685 ha Landwirtschaftliche Fläche. Zeitweise auch als Gutsbezirk angesehen war es ein Bestandteil des Amtes Brakel.

1929 endet die politische Gemeinde. Letzter Bürgermeister des Dorfes Hinnenburg war Franz Nolte, der Vater von Karl-Heinz Nolte, Schäfer in Erkeln bis ca. 2005.

Hier leben lange Zeit um 200 Menschen, in den Nachkriegsjahren über 300 und bei der Eingemeindung nach Brakel noch 70 Personen.

Name
Der Name ist von "Hintere Burg" abgeleitet. Der ursprüngliche Standort lag wohl im Bereich Pahenwinkel, gegenüber der der Reithalle in Nähe der Brucht.

Eigentümer

Familie Asseburg-Falkenstein-Rothkirch

Durch Einheirat in das Geschlecht der Ritter von Brakel gelangte im 13. Jahrhundert ein Abkömmling der Familie von der Asseburg, die ihren Stammsitz auf der Asse, einen Höhenzug bei Wolfenbüttel hat, in den Besitz der Herrschaft Hinnenburg.

Um 1800 kam der Name der aus Rheinland stammende Familie von Bocholtz dazu. Und in der zweiten Hälfte de 20. Jahrhunderts wird ein Nachfahre der Linie Falkenstein-Rothkirch, Lothar, von Graf Busso adoptiert.

Familie Asseburg-Falkenstein

Die Familie von Asseburg-Falkenstein ist eine evangelische Linie und hatte ihren Hauptsitz in Miesdorf bei Ballenstedt im Ostharz, Land Sachsen-Anhalt. Die Burg Falkenstein kam 1437 als Lehen des Bischofs von Halberstadt in den Besitz der Herren von Asseburg, die sich dann Assburg-Falkenstein nannte. Die Lage der mittelalterlichen Anlage und ihre drei Vorburgen hoch über dem Selketal war schon Ort für Filme. Sie ist heute im Besitz der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt. 

Auf der Burg wurde nach der Wende 1989 ein historischer Schatz gefunden, der 1945 vor den heranrückenden Russen versteckt worden war. Erst um 1990 wurde das Versteck mit dem "Schatz" gefunden und ein Großteil des "Familiensilbers" ging an de Grafen von der Asseburg auf der Hinnenburg. Mehrere Stücke wurden um das Jahr 2000 bei Sotheby’s in London versteigert, darunter Glaspokale und wertvolles Porzellan im Wert von einigen 100.000 Euro.

Friedrich Lothar Dietrich Graf von der Asseburg Falkenstein-Rothkirch, Sohn von Graf Lothar aus dem Ostharz, wuchs in Brakel auf und ging hier zur Schule. Später konvertierte er zum katholischen Glauben, wurde von Graf Busso adoptiert und wurde Erbe der Hinnenburg. 2013 starb er im Alter von 61 Jahren. Erbe ist der noch minderjährige Graf Louis, für den Ferdinand Henkenius als Testamentsvollstrecker und Generalbevollmächtigter die Geschäfte führt.

Geschichte

Das Adelsgeschlecht der Asseburger übte verschiedene Funktionen beim Bischof des Hochstiftes Paderborn aus. Berühmtester Vertreter war Hermann Werner von der Asseburg, Minister am Hof von Kurfürst Clemens August in Münster. In seiner Zeit, um 1740, erfolgte die schlossartige Umgestaltung der Anlage mit einem Garten am Hang.

Die Asseburger besaßen die Gerichtsbarkeit zu Alhausen, Erkeln, Istrup, Hembsen, Herste und Riesel.
Die Mühlen von Alhausen, Erkeln, Istrup, Hinnenburg, Beller, Brakel und die Bredenmühle waren verpachtet.

Lage

Die Schlossanlage liegt auf einem 282 m hoch gelegenen Bergsporn 3 km nördlich von Brakel und ist über eine kleine Straße im Wald erreichbar.

Anlage

- Schloss: Das Schloss ist ein dreiflügelige Anlage mit großem wehrhaften Turm, dem ältesten Teil der Burg, der das Südwest-Eck und den sichtbaren Teil darstellt. Es wurde um 1600 als Renaissancebau errichtet. Später folgten barocke Nebengebäude, u. a. der Südflügel. Das Schloss hat mehrere Räume mit Stuckverzierungen der Rokkokozeit und beherbergt das bedeutende Adelsarchiv der Asseburger. Bei dem Brand von 1934 sind Teile des Gebäude (ein Prunksaal) in Mitleidenschaft gezogen worden.

- Die gesamte Vorburg wurde am 19.12.1910, als eine Jagdgesellschaft im Schloss tafelte, Opfer eines Brandes. Problem war die Beschaffung von Löschwasser. Die Gebäude sind im historisierenden Stil des Barock wieder aufgebaut worden, darunter das Wohnhaus der Bediensteten. Im Gebäude links vor dem Tordurchgang zum Schloss lebten sie, heute sind die Wohnungen vermietet. 

- Die 1658 in Form eines Oktogons (Achteck) erbaute Kapelle auf der Vorburg ist eine "byzantinische Kapelle". Die acht Ecken erinnern an die Zeit der Kreuzzüge um 1200. Im Volksmund wird die Kapelle "Kaffeemühle" genannt. Das Mausoleum als Erweiterung der Kapelle ist Grabstätte der Familie. Graf Friedrich und sein Vater ließen sich vor der Kapelle in einem Erdgrab bestatten.

- Der ehemalige Schlosspark ist 15 ha große und zog sich terrassenförmig den Steilhang zum Schäferhof hinunter. Um 1730 entstand dieser Barockgarten und Landschaftspark, der wohl nur bis 1800 bestand und dann weitgehend verwilderte. Die Anlage Schlosspark Hinnenburg ist als Kulturobjekt im LWL-Geodatenportal genauer beschrieben.  


- Wildpark: 1692 wurde ein Damwildgatter am Südhang errichtet. Die Tiere wurden 1927 bzw. 1945 freigelassen und noch heute gibt es eine große Herde im Emder Wald. Das aus Kleinasien stammende Damwild ist mittelgroß, besitzt ein geflecktes Fell und ist als neues jagdbares Wild eingebürgert worden.

Weitere Orte

Zum Schäferhof gehören die Siedlung Emde, die Kunstmühle, Forsthäuser und Baulichkeiten in der nahen Umgebung. In den 1960-er Jahren wurde eine Feriensiedlung mit Ferienhäusern gebaut. Sie sind heute weitgehend in privaten Händen als Dauerwohnsitz.

Die Emde ist ein kleiner Siedlungsort 10 km westlich von Brakel am Emder Bach, mitten im Wald gelegen. Aus einer Glashütte hervorgegangen, erlangte sie große wirtschaftliche Bedeutung und erreichte eine Sonderstellung im Zusammenhang mit der Glasherstellung und -kunst. Hier einige Daten:

1727: Gründung der Glashütte. Bald stelle sich heraus, dass hier auf Grund der Rohstoffe und der Fertigkeit der Glasmacher besonders feines Glas, Glas mit Goldrand, Bierseidel, Schnapsgläser usw. hergestellt werden konnten. Eine Besonderheit waren auch Stücke mit viel Dekor und Wappengravur.

Diese Familiennamen von Glamachern aus der Gründerzeit sind überliefert: Wiegand, Gundelach, Ihmsen. Es sind alles renommierte Namen in der Gechichte der Gashütten und des Handwerks in dieser Zeit.

1843: Es werden 17 Wohnhäuser gezählt und es sind allein 22 Personen mit eigentlichen Glasherstellung beschäftigt. Alle zwei Jahre wird ein "Hüttenfest" gefeiert.

1878: Ende der Glashütte Emde

1887 Nach dem Gemeindelexikon (Westfalen) sind für die Emde 5 Wohnstätten und 23 Personen angegeben. 

2000: Heute leben noch einige Personen dort. Ein Teil der Häuser ist Nebenwohnsitz oder Ferienhaus. Frau Stamm (gest. 2005) war sehr rührig in vielen Dingen. Sie schmückte regelmäßig die Mutter Gottes im Wasser an der Ostwestfalenstraße und hielt sie in gutem Zustand.

2005: Das Kreuz Emde von 1723 wird erneuert von privater Seite (Elberg, Hoblitz, Rokus, Sievers).

2220: Es sind nur noch ein bis zwei Hauser bewohnt.   

Literatur

Hier zwei Fotos aus dem Heft Udo Schlicht (2001): Glas aus dem Eggegebirge. 

Zur Bedeutung von Glas in der Region:
Glück und Glass - Das Glasmuseum Bad Driburg.
Heft zu Ausstellung 1999 mit zahlreichen Fotos von Pokalen und Prunkgläsern und Beiträgen von Dr. Peter Bonk und Graf von Wedel. Druck Egeling, Bad Driburg

Der Hinnenburger Forst

 

Zur Hinnenburg gehört umfangreicher Waldbesitz.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es noch fünf Förster und 18 Waldarbeiter.

Die vier außerhalb angesiedelten Forsthäuser waren: Forsthaus Pömbser Grund (letzer Förster: von Voss, heute bewohnt), Forsthaus Emde (abgebrochen), Forsthaus Sengenthal (Richtung Bellersen, bewohnt) und Forsthaus im Schloss Hainhausen (letzter Förster: Hubert Dischinger).

Heute haben auch die Kohlensäure-Quellen eine große Bedeutung.


Großes Naturschutzgebiet (NSG)

Der Hinnenburger Forst mit dem Emder Bachtal (westlich der B 252) ist das größte NSG im Kreis Höxter! Das Gebiet wurde 2004 ausgewiesen und es umfasst 1.661 ha Fläche.

Zu den vorkommenden Tierarten gehören u. a.: 

  • Buchfink, Grashüpfer, Stauchschrecke, Grasfrosch, Habicht, Heidegrashüpfer, Fuchs und Kohlweißling.

Zu den geschützen Biotopen zählen:

  • Auwälder, Fließgewässerbereiche, Röhrichte, Seggen- und bindensenreiche Nasswiesen sowie stehende Binnengewässer.

Quelle: Zeitungsnotiz WB v. 12.02.2020


Aus Quellen


Ewald 1925, S. 132-136, Das Kapitel schildert die Ereignisse, die schließlich zum Verkauf des Stadtwaldes "Strang" von 230 ha an den Grafen von der Asseburg Dietrich (1812-1892) im Jahr 1937 führte: "Dietrich, schenk ein / Der Stang ist dein". Darin auch die vermuteten Brakeler Stadtwalder Saurenberg und andere, bei denen die Macht des Adel vor Recht ergangen sein soll. Von der langen Tradition der Schnatgänge wird berichtet.   

    

2020

Kunstmühle 1, 33034 Brakel


Aus der Geschichte

Die Kunstmühle diente der Wasserversorgung der Burg oben und war ein technisches Meisterwerk ihrer Zeit. Sie wurde um 1740 an der Brucht errichtet und versorgte das 150 Meter Höher gelegene Schloss und die Wasserspiele der 15 ha großen barocken Gartenanlage am Südhang mit Wasser. Obwophl die aufwändige Anlage nur wenige Jahrzente in Betrieb war, sind noch heute, 200 Jahre später, die Geländestufen am Hang zu erkennen.

Anmerkung
Schloss Erpernburg bei Büren (Baron von Brenken) hatte für das Schloss, Spingbrunnen und die Gärten ebenfalls eine Wasserkunst. Sie bestand aus einem System aus Pumpwerk, und Röhrenleitung, mit der Wasser der Alme auf das Hochplateau gepumpt wurde. Vgl. Erik Beck: Eine Brauerei über der Alme: Zur ehemaligen Schlossbrauerei Erpernburg. In: Die Warte 178/2018, S. 24-27.


Um die Mühle rankt sich auch folgende Geschichte. Der Erbauer der Wasserkunst, ein Holländer und Fachmann für Mühlenbau, bekam die Mühle zunächst nicht zum Laufen. Der Baron setzte ihm einen neuen Termin und auch zu diesem schien es zunächst nicht zu funktionieren. Mit einem Strick wollte er sich an einem ferneren Ort das Leben nehmen. Doch kurz vor zwölf läuterte der Knecht die Glocke auf der Burg als vereinbartes Signal, gerade noch rechtzeitig, um den Mühlenbauer zu retten.

Dieser stiftete aus Dankbarkeit dann die nahe gelegene Statue Mutter Gottes im Wasser am Heberbach. Das kalkführende Quellwasser fällt dort von einem Becken über einige Kaskaden hinunter in den alten Bachlauf und mündet unweit in die Brucht. Blätter und Holzstücke, die im Austrittsbereich einige Zeit im Wasser liegen bekommen einen kalkhaltigen Überzug.


Eine andere
Sicht der Dinge für die Anlage findet sich auf der Internetseite der Stadt Brakel und in der Brakeler Schriftenreihe, Heft 26, S. 107 (2014):

Als einer der Söhne der verstorbenen Gräfin Franziska im Jahr 1861 auf der Reise nach Paris war, erhielt er am Rhein die unerwartete und erschütternde Nachricht, dass seine Mutter in der Heimat schwer erkrankt sei. Von Besorgnis und Schmerz ergriffen, gelobte er der "Trösterin der Betrübten" eine Bildsäule errichten zu lassen, wenn die Mutter wieder gesund werde. Das Gebet des Sohnes fand Erhörung: Die Kranke erholte sich und lebte noch weitere 18 Jahre. Hoch erfreut ließ der junge Graf, nachdem er in die Heimat zurückgekehrt war, die prächtige "Consolatrix afflictorum" mit der deutschen Inschrift: "Tröste die Herzen, lind´re die Schmerzen, hilf uns, hilf uns, Maria!" an diesem besonderen Ort aufstellen.


Stichworte aus Franz Mürmann, Die der Herrschaft Hinnenburg früher pachtpflichtigen Mühlen, o. Jahr

 

1700

Genehmigung

Dem Gesuch an den Lehnsherr, den Fürstbischof von Paderborn, wird stattgegeben „an Stelle der nicht mehr gebrauchsfähigen und auch vorläufig nicht mehr benötigten Wasserkunst eine Oel- und Mahlmühle anlegen zu dürfen“. Die Mühle muss auf der anderen Seite der Bruch errichtet werden

1702

Erbpächter

Bernd Bracke wird Erbpächter. Er hat gleichzeitig Pächter der Mittelmühle. Er errichtet auf eigene Kosten Wohnhaus und Mühlenanlagen. Die Baukosten werden auf den Pachtzins für drei Generationen angerechnet

1705-19

Prozess

Langer Streit um die freie Einfuhr des Mühlenwagens in die Stadt. Mit einem Vergleich, der Zahlung von 7-8 Reichtalern kann die Kunstmühle auch Getreide aus der Stadt holen und mahlen

1720

Erbpächter

Sohn Rikus Bracke

1724

Ende Erbpacht

Auflösung Erbpachtvertrag und Wegzug der Familie Bracke. Es werden künftig nur noch Zeitpachten vergeben

1725-31

Pächter

Kaspar Beesten mit Jürgen Bracke

1737-43

Pächter

Cordt Kalmeyer

1743-49

Pächter

Andreas Beckmann, erhält gleichzeitig ein Brennrecht

1750

Kunstmühle geht wieder in Betrieb

Der Pächter übernimmt künftig die Aufsicht und Bedienung der die wieder in Betrieb gegangenen Kunstmühle für die Wasserspiele auf der Hinnenburg und dem Schlosspark am Hang

1758-64

Pächter

Christian Heinemeyer und Neubau der Ölmühle. Heinemeyer war Müller in Alhausen 1748-57, dann in der Ostheimer Mühle 

1764-72

Pächter

Johann Vogt aus Vörden

1772-78

Pächter

Christian Düvel aus Beverungen

1778-79

Pächter

Karl Wilhelm Flor aus Istrup

1780-1808

Pächter

Johann Christoph Könneke. Vorher Mühlenknecht bei Müller Eckard in Erkeln

     
     
   

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Neue Zeit

Der Mühlenbetrieb erfolgte bis nach dem Krieg. Der letzte "Kunstmüller" war Heinrich Freise (vgl. Niekammer 1931, zum Rittergut Schäferhof gehörig). Die Geschwister Freise geben das Nutzungsrecht in den 1950er Jahren zurück an Graf Busso. 

Seitdem ist die Mühle als Wohnhaus vermietet.

 

 

hinnenburg kunstmühle medien 05  Unbenannt Foto: Medienzentrum HX 2005

D

 

 ie Mühle oben am Bildrand. Zum Park dieser Link: https://www.lwl.org/geokult/portal/media-type/html/user/anon/pag