Die heutige kleine Siedlung Hainhausen besteht aus einem alten Gut und einer Anfang der 1950-er Jahre errichteten Neusiedlung (Bodenreform)in der Quellniederung des Hakesbaches. Die Siedlung gehört verwaltungsmäßig zu Bökendorf.

Geschichte

Hainhausen ist ein alter Siedlungsort (villa) und wird schon 868 erwähnt. Im Mittelalter sind neben Stift Heerse, vor allem Corvey und das Kloster Brenkhausen Eigentümer. Auch der Stadt Brakel gehörte es zeitweilig im 17. und 18. Jahrhundert. 1748 ist es im Eigentum der Familie von Pein und ab 1812 im Besitz der Grafen von Bocholtz-Asseburg auf der Hinnenburg.

Hainhausen als Wohnplatz ist im Gemeindelexikon 1887 wie folgt beschrieben: "4 Gebäude und 74 Personen".  

Um 1830 erbaut die Familie von Bocholtz-Asseburg direkt anschließend zur Gutsanlage eine Sommerresidenz Schloss Hainhausen, ein kleines Schloss mit zwei Pavillons, zwei Nebengebäuden und einem eigenen Park mit Teich.

Von dem Hauptsitz, der Hinnenburg auf dem Bergsporn, wurde eine etwa 1 km lange Allee angelegt zur neuen Residenz und zur Überquerung der Landstraße eine Brücke. Dieser Brückenbau war ungenehmigt errichtet. Weil bestimmte notwendigie Maße nicht einhielt, musste die Überquerung wieder entfernt werden. Der Ort trägt seitdem den Namen Schwarze Brücke. Die senkrechte Mauerreste (Pfeiler) sind noch vorhanden. Die Straßenführung verläut seit  1984 seitlich des Bauwerks. Die Reste sind als Bodendenkmal gesichert, aber noch nicht formell eingetragen.   

Von 1936 bis 1945 war die Schlossanlage ein "Landjahr Lager", ein Heim für weibliche Jugendliche. Jährlich im Sommer/Herbst (ca. 8 Monate) kamen 40 junge Mädchen nach der Volksschule, um in Hauswirtschaft und Landwirtschaft geschult wurden. Sie leisteten Arbeit auf den umliegenden Höfen. Grundlegendes Ziel war gleichzeitig Ziel war die ideologische Ausbildung im Sinne des Nationalsozialismus.

Nach dem Krieg wohnten im kleinen Schloss mit den Asseburgern verwandte adelige Familien aus dem Osten, u. a. Familien von Rothkirch. Später wurde Hainhausen Wohnsitz des Grafen Friedrich von Bocholtz-Asseburg und seiner Familie.

Landabgabe und Aufsiedlung 1951

Im Vorkriegsjahr 1938 gab der Bökerhof auf Betreiben der NS-Partei 50 ha Fläche an Bökendorfer Bauern ab (vgl. Chronik Bökendorf). 
Für die Bodenreform verlangten die Alliierten, hier die Briten, eine Flächenabgabe von allen Gütern über 100 ha. Im Falle der Güter des Grafen Asseburg fiel sie umfangreich aus. Für die Güter Schäferhof, Albrock und Hainhausen mussten einige 100 ha gegen Entschädigung abgegeben werden. Das Gut Hainhausen (ca. 300 -400 ha) wurde dabei komplett aufgesiedet. Die Gemeinde Bökendorf erhielt etwas Land, der große Anteil fiel an Neusiedlerstellen von 
ostvertriebenen Landwirte und das Restgut Hainhausen. Den Bökerhof trifft das gleiche Schicksal: ca. 200 ha werden an die Gemeinde und ein Restgut vergeben.    

Die Siedler der 7 Siedlerstellen stammen aus Schlesien, Ostpreußen und Pommern. Die Hofgröße lag bei 14 bis 20 ha und dafür jeweils eine Hofstelle errichtet. Es entstand eine Kleinsiedlung wie an anderen Orten im Kreis Höxter(Eichholz, Brenkhausen u. a.).   

Fünf Betriebe davon wurden längere Zeit im Haupterwerb bewirtschaftet:

Wagner (Hainhausen Nr. 3)

Aufenanger (Nr. 2)

Rehberg (Nr. 4)

Lemke (Nr. 5) Auf dem Hof Rehberg weihte der damalige Landwirtschaftsminister Heinrich Lübke 1953 persönlich die neue Siedlung ein.   

Prasse (Nr. 6)

Ferner Nr. 14 / 16 ehem. Melker und Nr. 18 / 20. 

Das Restgut im Umfang von ca. 100 ha und den Hofgebäuden (Hainhausen Nr. 1) erhielt die Pächterfamilie Deitinghoff, die aus dem Raum Beckum-Warendoft stammt und Ende der 1920-er als Pächter auf den Hof kam. Dies waren Auf den ersten Deitinghoff folgten Bernhard-Heinrich (1903-1953) und Otto Deitinghoff (1939-2023). 

In der zu Brakel gehörigen angrenzenden Flur Helle (entlang des Hakesbaches) sind weitere Siedlerstellen entstanden. 


Landwirtschaft

Die Flächen von Hainhausen umfassen weite Teile des weiten Talraumes des Hakesbach, der dort entspringt. Die Flächen reichten durch das Gebiet Helle bis kurz vor Brakel.

Nach dem Niekammer Adressbuch für die Landwirtschaft von 1931 ist Graf Busso von Bocholtz-Asseburg Eigentümer und B. (Bernhard) Vering-Deitinghoff Pächter. Es gehören 413 ha zum Gut. Der Viehbestand umfasste 40 Pferde (!), 66 Milchkühe und 61 Schweine. Ein Motorpflug und eine elektrische Anlage sind vorhanden.

Das Gut war ein intensiv geführter landwirtschaftlicher Betrieb mit vielen Angestellten, vor allem aus Bökendorf. 1953 fällt das Restgut mit Gebäuden an die Familie Heinrich Deitinghoff. Von Otto Deitinghoff zuletzt bewirtschaftet, mit Pferdezucht, Rinderhaltung und Saatgutvermehrung, sind seit ca. 2005 die Ackerflächen verpachtet. Das Grünland bleibt beim Betrieb und wird mit Rindern genutzt.

Personen

Mitglieder des Gesellschaftsvereins Club e. V. Brakel (1837-1942) sind die folgenden Personen aus Hainhausen (mit Eintrittsjahr):

1837 Graf von Bocholtz-Asseburg
1846 Sobbe, Oberverwalter
1849 Sarrazin, Gutspächter
1864 Schonlau, Gutspächter
1889 Pickert, Gutspächter
1894 Arnold Bauermeister, Gutspächter
1906 Paul Bauermeister, Gutspächter (bis ca. 1929)

 

Aus verschiedenen Quellen

Quelle: Nach Ewald, Stadt Brakel 1925, S. 122 ff.: Zu den Besitzverhältnissen

 

Das bereits 836 erwähnte Hainhausen gehörten den Klöstern Stift Heerse, Corvey und Brenkhausen. Nach Zwischen 1520 und 1540 ist es im Besitz der Stadt Brakel. Besitz nehmen können. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wechselte der Besitz mehrmals zwischen der Stadt und privaten, meist adeligen Besitzern hin und her (..) 1704 hatte man das Gut für 12.000 Taler zurückgekauft und direkt an den Herrn der Hinnenburg (v. Asseburg) , weiter versetzt. 1728 kauft die Stadt den Hof wieder zurück und behielt ihn bis 1748.


Die eigentliche Bewirtschaftung des Gutes lag in der Hand des Pächters. 1736 war dies ein Mann namens Müller aus Beller, der für jährlich 905 Taler Hainhausen 'mit Zubehör, Ländereien, Wiesen, Baulichkeiten, Brücheren und Büscheren' pachtete. Ab 1742 war es der Brakeler Bürger Ludwig Gieffers, der für 700 Taler Pächter wurde und dies auch bis 1752 blieb.
Das Gut konnte sich im 19. Jh. erweitern von 368 auf 456 ha (S. 124). 

Quelle Ewald 1925, S. 122-128: „Hainhausen mit dem Strange“

Der 230 ha große Strang-Wald liegt zwischen dem Hinnenburger Wald und Hainhausen. Im Norden grenzt er an den Bökendorfer Besitz. Die Urkundenlage ist schwierig und viele spricht dafür, dass er der Villa Hainhausen und weiteren dort gelegenen Siedlungen gehört hat. Um die Holzrechte gab es langen Streit zwischen der Stadt und den jeweiligen Besitzern des Gutes Hainhausen

Im Jahr 1837 verkaufte die Stadt Wald an den Grafen Dietrich Graf von Bocholtz-Asseburg (1812-1892), der damit „für billiges Geld sein [bereits] großes Gebiet“ erweitern konnte. Der Spruch hat sich bis heute gehalten: „Dietrich, schenk ein / Der Strang ist dein“. Er steht symbolisch für die Sonderstellung des Adels im 18. und 19. Jh. und für ein gutes Geschäft für die Asseburger.

 

Quelle: Beuke, Brassel 1999, Brakel 1747 (Schriftenreihe, Heft 16, S. 17): Zum Verkauf des Guten an Herrn von Pein

Bürgermeister Wechter ('Wächter')sieht im Besitz des Gutes bei der Stadt ein hohes finanzielles Risiko. 'Bei Missernten, Hagel oder Kriegsverwüstung, blieben die Zinsbelastungen weiter bestehen. Für 35.000 Rtl. (gefordert waren zunächst 46.000 Rt.) verkauft die Stadt an den Hofrat von Pein(e), dem schließlich die Auflage gemacht wird, zusätzlich zum Kaufpries den großen Hochaltar für die Pfarrkirche St. Michael zu stiften.

Später gibt es Zweifel über die korrekte Buchung des Kaufgeldes, erhoben durch den Fhr. von Asseburg. Die Modalitäten werden noch einmal notariell festgelegt. (S. 38).  

WB v. 02.09.2021: Siedlung mit besonderer Geschichte - Hainhausen feiert 70-jähriges Bestehen.
Aus dem Inhalt: Schwierige Anfangsjahre als Flüchtlinge: "Man nannte uns sogar Kartoffelkäfer". 2001 feierte man auf dem Hof Aufenanger 50 Jahre, jetzt 70 Jahre mit 40 Personen. Heute leben noch 30 Einwohner in den ausgebauten und erweiterten Siedlungshöfen. Das Land der meisten Bauern ist verpachtet. Aber ansonsten hat sich nicht viel verändert und der Zusammenhalt über die Generationen wird gepflegt.