Aus dem Leben eines Eleven um 1925

Der Hof Flechtmer Hof in Brakel (Berendes, Flechtheimer Hof) hatte einen sehr guten Ruf in der Landwirtschaft. Es wurde intensive Tierhaltung (über 50 Großtiere,davon 35 Kühe) betrieben und umfangreicher Ackerbau und Grünlandwirtschaft (125 ha). Es waren etwa 20 Personen beschäftigt auf dem Hof und im Haushalt. A. R. kam als Hofnachfolger eines Hofes in Beverungen in die Lehre. Mit seiner Schulbildung und Herkunft war er gleich „Eleve“ und eine Art (Hilfs-) Verwalter.


Zum Tagesablauf schreibt er: Um halb fünf Uhr (Sommerhalbjahr) wurden mehrere Landarbeiter geweckt (sie schliefen zusammen in einer großen Stube). In der Futterausgabe wurden das Kraftfutter für Pferden und Schweine verteilt. Um 6 Uhr fing die Arbeit im Kuhstall an. Die Pausenzeiten war 9-9.30 Uhr. 12-13 Uhr und 16 Uhr. Um 18.00 Uhr war Feierabend, Samstag um 16 Uhr. Die zwei Eleven, ein weiterer kam von einem großen Hof in Paderborn, mussten durch alle Bereiche der Innen- und Außenwirtschaft. Auch körperlich wurden sie nicht geschont. Es war ein Lehrjahr mit viel Arbeit und viel Lebensfreude, bilanziert der Berichterstatter.


Besonders beeindruckt war er auch von der Begleitung des Tierarztes Dr. Harry Nutt bei seinen Einsätzen auf den Höfen und bei Reitturnieren am Wochenende. So lernte der Neue auch die Gesellschaft kennen. Die Entfernungen der Kunden bei „Auf-Praxis-fahren“ war teilweise beachtlich. Die Strecken wurden mit zunächst Kutsche, dann mit Motorrad und später mit dem Auto zurückgelegt. Dort angekommen, sollte alles bereits stehen: Handtücher, heißes Wasser. Seife usw. Eine Besonderheit war der richtige Umgang mit den Bauern. Dazu gehörte auch mal ein „Zusammenstauchen und ein klares Wort“. Beim Schnaps, nicht selten in der Dorfkneipe, wurde dann ausgiebig auf die Versöhnung getrunken.


Quelle: Private Lebenserinnerungen von A. R., einem Verwandten der Familie Tierarzt Dr. Harry Nutt; Brakel